Am 1.2.2017 war ich frei. Ich hatte im Dezember von einem auf den anderen Tag meinen Job gekündigt, weil ich nicht anders konnte. Nach 9 Jahren bei meinem Traum-Arbeitgeber war nach einer längeren Phase des emotionalen auf und ab der finale Entschluss plötzlich glasklar: ich gehe. Und wie das so ist mit den lange reifenden Entscheidungen – als sie ausgesprochen war, fühlte ich mich erleichtert und kurz darauf auch ratlos. Denn eigentlich stand ich genau da, worauf ich jahrelang konsequent hingearbeitet hatte: auf dem Sprung die Rolle der fleißigen Arbeitsbiene gegen die der fleißigen Führungskraft zu tauschen. Doch anstatt hierarchisch aufzusteigen stand ich vor dem Absprung: mitten hinein in absolutes Neuland und einen Neuanfang, von dem ich nicht wusste, wie er aussah.
Denn vor dem Absprung gab es keinen heiligen Moment mit dem feierlichen Beschluss “ich werde dann jetzt mal Vollzeit- Fotografin”. Im Juli 2016 hatte ich mein Nebengewerbe angemeldet, weil mehr und mehr Fotoreportage-Anfragen über Freunde und Freunden von Freunden kamen. Und genau das sollte die Fotografie auch sein: ein kreatives Spielbein für Freunde und Freunde von Freunden – like-minded, free-spirited, whole-hearted.
1. In der Art meiner Fotografie bin ich herzlich kompromisslos. Der erste Schritt, um natürlich Position zu beziehen.
Eine Sache war von Anfang an klar: in der Art meiner Fotografie bin ich herzlich kompromisslos. Dekorierte Babys in Wäscheeimern? Nicht mit mir! Bridezillas, die schon 2 Jahre vor der Hochzeit Schnappatmung haben, mit mir endlos über ihren Zeitplan und die Deko diskutieren wollen und vor lauter Sorge um das perfekte Bild vergessen, dass sie gerade einmalige Momente erleben mit ihren Liebsten? No.
Fein aufgerüschte Kinder, die nach der Bestechung mit Schaumgummimäusen artig neben den Eltern posieren, bestens aufgeblitzt? Nein, nein, nein. Mich dem Diktat irgendeiner fotografischen Richtung unterwerfen, weil “Du musst doch Deinen Kunden sagen, wie Du was machst”? Nein. Und selbst wenn ich es gewollt hätte: ich konnte damals nicht erklären, wie meine Bilder entstehen. Ich wusste nur, was ich nicht will.
2. Kann man mit so vielen „Neins“ wirklich ein Fotografie-Business starten, ohne es als Business starten zu wollen? Ja. Das ist natürliche Positionierung, weil Du sie lebst.

Sich zu positionieren geht nur so, wenn es wirklich aus dem Herzen kommt.
Rückblickend war und ist genau das mein heimliches Erfolgsgeheimnis gewesen. Ich hatte mich ganz natürlich positioniert, ohne zu wissen, dass ich es “muss”. In einem Markt, in dem heiß über Copycats, Stilpiraterie und das Nachahmen von Idolen diskutiert wurde, staunte ich über Probleme, die ich nicht hatte und auch nur schemenhaft nachempfinden konnte. Mich interessierte nicht, wie es andere machten und wie es “richtig” geht. Ich machte mein Ding.
Ich liebte analoge Schwarz-Weiß-Fotos aus den 50er und 60er Jahren mit Motiven aus Frankreich. Provence und Paris, Baguette und Petit Café. Romy Schneider und alte Männer, die Boule spielen. Verliebte, die sich innig und doch verstohlen im Regen küssen. Weiche Bildzeichnung, die Raum bietet und lebendig atmet.
Ein Fotograf, den ich bei seiner Arbeit begleiten durfte (ich hatte gehört, dass es sinnvoll sein kann, mal beim Profi zu assistieren), sagte am Anfang zu mir: “Andrea, Du musst lernen, dass der Fokus sitzt und das Bild scharf ist.” Als ich ihm etwas später meine erste Website mit den Kinderbildern zeigte, überraschte er mich mit einer Mail. “Andrea, mach genau so weiter. Du hast Deinen eigenen Stil. Das haben nicht viele.” Und da hüpfte mein Herz. Und ich habe mir versprochen, dass ich mir und meinem Stil treu bleibe. Denn die Erfahrung mit Kompromissen hatte meine Seele in den letzten Jahren als Juristin und Pendlerin zwischen 3 Städten genügend gemacht.

3. Geld oder Liebe? Ohne Position in Position.
Heute, Anfang Februar 2022, bin ich seit 5 Jahren selbständig als “Family&Brands”-Fotografin. Erst in Teilzeit, dann ungeplant in Vollzeit.
Ich erinnere mich an die Zeit zwischen 2012 und 2016, als ich mein Hobby aus Kindheitstagen zum Abenteuer Fotografie ernannte und gefühlt 100 Onlinekurse und Workshops belegte. Doch neben der Faszination und den Fortschritten mit der Technik lag der Zweifel – ist es das wirklich? Fotografin? Er blieb nach der Kündigung und gemeinsam mit der Vernunft und dem Bedürfnis nach materieller Sicherheit und nach dem finalen Umzug nach Freising “Fuß zu fassen” rang ich mich dazu durch, in München nochmal einen gut bezahlten 70%-Job als Juristin anzunehmen. Und wieder zu pendeln. 50 Minuten one-way. Und daneben zu fotografieren und zu coachen und herumzuexperimentieren, wie ich das eine mit dem anderen verbinden kann.
3.1 Eine neue Rolle im falschen Film.
Wenn ich in der Zeit zurückspringe fühle ich, wie desillusioniert ich streckenweise war. Nach einem Monat im Job wusste ich, dass ich schnell wieder gehen musste. Meine Energie sank, sobald ich den Fuß ins Bürogebäude setzte. Es fühlte sich an, als ob jemand den Stecker zieht.
Von der Anfangseuphorie am Rand der Alpen zu wohnen, war 6 Monate später nichts, aber auch gar nichts mehr übrig. Nach 4 Wochen im Job hatte ich innerlich, nach 5 Monaten dann schriftlich gekündigt. Ich wusste ja, wie das geht. Als pflichtbewusste Mitarbeiterin hängte ich nochmal ein paar Monate dran bis eine Nachfolge gefunden war. Auch in der Hoffnung, in mir Klarheit zu finden über die nächsten Schritte. Doch die Zeit das Aufschieben brachte keine Klarheit.
Und musste mich der Unruhe stellen, die gefühlte Unsicherheit zu springen. Alles andere als angenehm für mich, die das Gefühl von Freiheit vor allem dann liebte, wenn es frei über festem Grund schwebte. Trotzdem war klar, dass die Unsicherheit die richtige Wahl war. Denn mir die Fortsetzung der Geschichte auszumalen, die ich gerade lebte, war keine Option.

3.2 Oder doch lieber die neue Rolle im alten Film?
Was soll das werden mit dem „Hobby als Beruf“? Ich fühle heute noch die bleierne Müdigkeit als ich nach dem erneuten Sprung raus aus dem Job im Juli 2018 alle möglichen Freelance-Tätigkeiten als Trainerin für Führungskräfte, Projektmanagerin und Kindergartenfotografin angenommen hatte. Ich wollte herauszufinden, was ich wirklich will und habe zu allem JA gesagt. Die erste Rechnung der Krankenkasse hat mich unsanft auf den Boden geholt. Denn theoretisch zu wissen, dass ca. 60% des Umsatzes als Freiberuflerin gar nicht bei mir ankommen und mein Fotografiemodell mit der Preisgestaltung gar nicht gesund funktionieren konnte, sah ich erst mit den Zahlen. Was ich kolossal unterschätzt hatte: wie ohne die Sicherheit einer Festanstellung im Rücken die Verantwortung an die eigene Selbstfürsorge wuchs.
Die Startzeit in der Vollzeit-Selbständigkeit läutete eine Phase ein, in der ich mich oft einsam fühlte. Meine engen Freunde lebten in Frankfurt, Mainz, Düsseldorf, Bonn, Lüneburg und Berlin, nicht mehr ums Eck wie in Frankfurter oder Mainzer Zeiten. Freunde an unserem Wohnort in Freising hatte ich keine, enge Freunde in München? Da waren Bekanntschaften, aber auch München war nicht Freising – und überhaupt ziemlich riesig.
Mehr als ein Mal fragte ich mich, ob es das alles wirklich wert ist. Ob es nicht einfacher wäre, ganz zurückzugehen nach Frankfurt und doch Führungskraft zu werden. Die Tür stand nach wie vor offen. Ich wusste, dass sich Menschen freuen würden, wenn ich JA sage zum neuen Schritt ins alte Leben. Und doch ging ich ihn nicht. Ich hing zwischen den Welten.

4. …und warum “entweder-oder” für Lebensfragen und die eigene Position nie ein hilfreicher Ansatz ist.
Klar gegen die laute und vernünftige Kopfstimme, die rief “geh zurück”, positionierte sich mein Bauchgefühl, die leise innere Stimme. “Geld oder Liebe? Was ist das denn für eine Frage? Du willst ein Auch-Auch-Leben. Also geh dafür los!” Ich hatte eine leise Ahnung, dass es die Fotografie nicht dauerhaft sein würde: doch in mir kribbelte die Erinnerung an das unbändige Gefühl von Freiheit und Lebensfreude, das ich beim Spielen mit Kindern und bei der kreativen Arbeit mit Frauen vor der Kamera hatte. Wie mich die Begegnungen mit großartigen Familien bereichert haben, weil sie eine Sehnsucht in mir weckten. Die dankbaren Worte und Feedbacks zu meiner Arbeit bestärkten mich, erst einmal dran zu bleiben.
Was mich auch inspirierte, waren die Gespräche mit anderen Selbständigen bei Netzwerktreffen, bei denen ich richtig Spaß hatte. Es war eine völlig neue Erfahrung, dass sich die Gespräche nicht um das neueste Urteil des Bundesarbeitsgerichts drehten, das mich selten interessierte.
Plötzlich drehte sich überall alles um mein Lieblingsthema, mein liebstes „Hobby“ neben Fotografieren und Reisen: Persönlichkeitsentwicklung und das Teilen von persönlichen Geschichten, die berühren, weil sie vor Lebendigkeit strotzen. Geschichten voller Samen, die im eigenen Herz und in den Herzen anderer Menschen gesäht und gegossen, genährt und gepflegt werden wollten. Es ging ums Wachsen und Werden, um frische Ideen und das Er-wachsen aus alten Geschichten in neue, die uns stärken und nähren.
Und das begeisterte mich, denn darum ging und geht es mir im Kern mit der Fotografie als Tool. Wenn ich Portraits und Familienbilder bearbeite oder Wochen und Monate später anschaue, heben sich meine Mundwinkel und ich bin tief berührt. Die Bilder erzählen von den Eigenheiten, Talenten und Verbindungen der kleinen und großen Menschen vor meiner Kamera. Und den Wunder des Lebens, die sich zeigen, wenn wir bereit sind, die Herzstimme auf laut zu drehen und den Abenteuern zu folgen, die uns rufen.
5. Zerrissen – Position: Pause.
Neben der Lebendigkeit und Freude und der immer wieder heranschwappenden Aufbruchsstimmung regte sich aber mit der Zeit auch die Frustration darüber, dass ich in München festgelegt wurde auf die Rolle der Fotografin. Meine Expertise und mein Wunsch, mit Menschen Transformation zu gestalten und nicht nur schöne Fotos zu machen, interessierte nicht. Und ich begann, mich zu erklären, zu rechtfertigen, gegen Türen zu klopfen, die geschlossen waren. Die Frustration nährte den Zweifel – ich begann, mir selbst zu misstrauen und damit verschwand der Zugang zu meiner frisch geweckten Intuition und dem stimmigen Weg, die Antworten in mir zu suchen.
Ich erinnere mich daran, wie einsam ich mich fühlte, weil ich niemandem mein Problem verständlich erklären konnte. “Aber Du machst doch so schöne Fotos! Du BIST Fotografin!” Ich begann, meine eigene Selbständigkeit zu sabotieren. Einerseits setze ich mich unter Druck, um endlich als Creative Consultant und Facilitator meine Welten zu verbinden und ein Onlinebusiness zu starten – andererseits war die Fotografie neben allem möglichen, was ich ausprobierte, meine Einkommensquelle geworden. Ich fühlte mich mehr und mehr zerrissen. Wie im Jahr vor meiner Kündigung hatte ich das Gefühl, es sei das Einfachste, im Bett liegen zu bleiben, die Decke über den Kopf zu ziehen und alles abzusagen. Die Kamera nicht mehr packen, das Equipment nicht mehr durch die Gegend schleppen, keine Bilder mehr bearbeiten und keine Rechnungen mehr schreiben. Meine Seele sagte: STOP.

5.1 Achterbahnfahrten, Loopings und Wendepunkte.
Es gab viele Höhen und genauso viele Tiefen. Mein Gefühl sagte mir „Mach Pause“. Aber mein Kopf war stärker: „Du musst weitermachen“. Und ich begann, Hilfe im Außen zu suchen. Ich suchte nach Halt, Richtung und Struktur. Obwohl ich wusste, dass ich meinen eigenen Prozess auf den Kopf stelle, war ich zu erschöpft, um aus mir zu schöpfen. Ich hatte mich Anfang 2020 neu sortiert und einen Plan, wie ich Schritt für Schritt wieder Land gewinne. Und dann kam Corona. Und viel Zeit zum Nachdenken, in mich Hineinhören und Sortieren. Es war an der Zeit, Entscheidungen zu treffen, die überfällig waren.
- Wir zogen von Freising nach München.
- Ich nahm zwei Freelancejobs an – die beide nicht passten. So dass der ersten Erleichterung und Freude schnell das innere NEIN folgte und wieder eine Entscheidung fällig war: mich von den Möglichkeiten zu lösen und für meinen Weg zu entscheiden.
- Und ich verabschiedete mich von einem sehr konkreten Bild auf meinem Vision Board. Das in etwas Neues gewandelt werden wollte. Die Essenz bleibt.
5.2 Erkenntnisse im Rückspiegel
Ich erinnere mich an eine selbstgemixte CD, die mir meine Kolleginnen zum Abschied geschenkt hatten. Anfang 2008 hatte ich mich nach einem Jahr von meinem ersten offiziellen Angestelltenjob verabschiedete – voller Vorfreude auf den zweiten. Die CD trug den Titel “Hommage an eine Vagabundin”. Und ja – in diesem Job war ich wirklich die Exotin. Denn während die Kolleginnen fest verwurzelt waren mit Haus und Garten, Tieren oder Kindern, liebte das Gefühl, auf Reisen zu sein und war non stop in Bewegung. 2021 hatte ich ganz klar das Gefühl, dass ich ankommen will. Dass ich nicht mehr länger vor meiner Geschichte davonrennen kann. Dass es Zeit ist, wieder Position zu beziehen. Für mich. Meine eigene.
Dazu gehörte, mich wie in meiner Jugend und während meiner Karriere als Angestellte regelmäßig zu reflektieren. Warum habe ich diesen Weg gewählt? Ist es noch mein Weg? Und: wo komme ich eigentlich noch vor auf diesem Weg – als Frau, als Mensch, der Menschen liebt. Wer bin ich ohne Karriere? Autsch! Die ernüchternde Erkenntnis: für mich und unsere privaten Abenteuer hatte ich die Kamera kaum noch in der Hand. Auch, weil sie immer weniger stattfanden, was natürlich auch am Weltgeschehen lag. Ich war beim Fotografieren zwar bei mir – aber ich fotografierte nicht mehr nur für mich.

6. Die Entscheidung für eine neue Position: meine eigene.
Es war ein langer und auch unbequemer Weg mir einzugestehen, dass ich in erster Linie für mich und mein Herz fotografieren will. Und dieses Geschenk gerne den Menschen zur Verfügung stelle, die meine Wahrnehmung interessiert. In dem Moment, in dem ich die Kamera auspacke, kommt ein sehr spielerischer, vertrauter Prozess in Gang, ein Zusammenspiel, das eben nicht auf Knopfdruck funktioniert. Ich sehe das fertige Bild nicht vor meinem inneren Auge, sondern kreiere natürlich mit dem, was Menschen in den Raum geben. An Emotion, an Lebendigkeit, an Ausdruck, an Verbindung und Verbundenheit, an Wunder und Magie. An Liebe. In diesem Moment darf alles sein – nur keine Erwartung, die erfüllt werden will, weil das Energie bremst und den Fluß der Dinge unterbricht. In diesem Moment vertraue ich, dass sich das zeigt, was gesehen werden will. Weil es um mehr geht als schöne Fotos.
6.1 Die Position ist klar.
Meine Position war klar – und doch packte mich manchmal ein Gefühl der Verpflichtung. Sollte ich nicht doch regelmäßig Fotografiekurse buchen und mich um meine Technik kümmern, wenn ich das jetzt hauptberuflich mache? Oder ein paar Awards gewinnen, um meine Professionalität zu untermauern? Was sind diese Bilder wert, die scheinbar wie nebenbei entstehen, ohne sichtbare Anstrengung? Mit der Intention, das Wahrhafte zu zeigen und nicht die schöne Fassade.
Bei der Arbeit für Kund*innen stellt sich die Frage der Außenwahrnehmung ganz automatisch. Vor allem, wenn Du als Quereinsteigerin das Gefühl nicht los wirst, dass Du irgendetwas anders machst als die anderen Fotografinnen, die ich sehr schätzte.
Mein spätes Zwischenfazit: Mit der Kamera erfülle ich keine Erwartungen – ich folge meinem Ruf, das Licht in dem zu sehen, was sich zeigt.
Und in der Fotografie ist es sehr offensichtlich: wo Licht ist, ist auch Schatten. Erst durch den Kontrast zeichnet sich das Bild ab. Dem Schatten mutig zu begegnen gehört zum Leben dazu. Auch und gerade der Schatten erinnert uns daran, uns wieder frisch und befreit auszurichten und die Nase ins Licht zu halten. Im Schatten liegt für mich etwas so kraftvolles und schönes wie im Licht. Denn das Bild wird so vollkommen. Ich bin da, um das Schöne, Wahre und Gute zu spüren und sichtbar zu machen. All das, was zum Erwachen, Er-Wachsen und Werden einlädt.
Was sind also solche Bilder wert in einer Zeit, in der sich Menschen auf Social Media ihr perfektes Leben inszenieren? Glückliche Eltern mit glücklichen Kindern, die glücklich in ihrer heilen Welt in die Kamera schauen – nachdem die Eltern die Kinder ermahnt haben, für 30 Minuten mitzumachen, “damit wir schöne Fotos haben, weil das Mama und Papa glücklich macht”. Was sind inszenierte Hochglanzbilder im Vogue Style wert, mit denen sich Personal Brands präsentieren? Bilder, bei denen es darauf ankommt, ein Image zu stilisieren?
Die Antwort in mir ist klar – Bilder, die das Wahrhafte und Echte suchen, haben einen Wert für Menschen, die den Schatz darin erkennen. Menschen, die bereit sind, das Wunder in sich anzunehmen und hinzuschauen. Für sie bin ich da. Für alle anderen gibt es großartige Fotografinnen und Fotografen, die die Kunst beherrschen, eine Welt zu erschaffen und Menschen so aussehen zu lassen, wie sie gerne aussehen würden. Diese Kunst beherrsche ich nicht. Mein Anliegen ist es, dass Menschen ihr Herz für sich öffnen und das Schöne im Leben und in ihrem Business wahrnehmen. Die spüren wollen wie es ist, lebendig zu sein und auf den Wellen des Lebens zu surfen. Den Wellen, die Geschichten schreiben in Gesichtern und auf Körpern – und die uns in den Momenten berühren, in denen der Kern, das Wesentliche durchscheint.
“Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Antoine de Saint-Exupéry
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.”
6.2 Was nun?
Wenn ich meine Kreativität mit der klassischen Erwartung an eine Fotografin lebe, dann bleibt nichts mehr für mich und meine Seele. Es gibt keine Fotokalender mehr, die mir die kleinen Freuden meines Lebens zeigen, keine kontemplativen und unprofessionellen Fotoalben für mich und meine Familie, meine Freunde, mein Leben. Ja, nicht mal mehr die Bilder unserer Reisen will ich noch entwickeln, weil ich mein Leben nicht weiterhin am Tag zu 70% vor einem Computer verbringen will (ja – die Computerzeit für Bildverwaltung und -bearbeitung ist mindestens so lang wie die Sessionzeit – und da meine Reportagefotografie zwei Prozessschritte hat (fühlen und fotografieren – sichten und entwickeln) will ich die Bildbearbeitung auch nicht auslagern.
Ich bin dankbar für meinen Blick voller Liebe auf und in diese Welt – und jedes Mal, wenn ich meine Fotos anschaue, erinnere ich mich daran, dass ich jetzt der Frau diesen liebevollen Blick schenken darf, die hinter der Kamera steht. Der Frau, die nicht so arbeiten will, wie es die meisten Kund*innen erwarten, wenn sie eine Fotografin suchen.

6.3 Die überfällige Erlaubnis zu einer neuen Position.
Und so erlaube ich der Frau und dem Kind in mir: mach endlich das, was Du Dir seit 3 Jahren nicht erlaubst aus Angst vor einem neuen Schritt in etwas Neues, Ungewisses. Aus Angst, dass es auch das nicht ist:
Nur noch nebenberuflich für Familien und Frauen ihre kreative Art zu leben, aus dem Spüren ein Bild zu zaubern (Freitag ist Fototag – und für meine Lieblingsfamilien manchmal auch Samstag oder Sonntag).
Und hauptberuflich die kreative Beraterin, Facilitatorin und Coachin zu leben, die mehr brillante Ideen hat, als sie selbst in ihrem Leben umsetzen könnte. Die Frauen inspirieren möchte, ihren Status Quo zu hinterfragen und ihre Geschichte beherzt in die Hand zu nehmen und mit ihrem ganzen Potenzial für sich zu stehen. Bewusst, lebendig, nahbar. Verbunden mit sich, dem Leben und dem Lieben. Und so das innere Leuchten und die Verbindung zur eigenen Kraft und dem eigenen Weg zu wecken und zu lernen, es immer wieder anzuknipsen. Nicht nur fürs Foto und in meiner Präsenz. Gerne zeitweise auch mit der Kamera als Tool für andere Blickwinkel und Erkenntnisse, die Bilder auf ihre ganz eigene Art transportieren. Aber nicht mit dem Ziel, dass schöne Fotos entstehen müssen. Das passiert automatisch in dem Moment, in dem Du bei Dir bist. Und wie Du dahin kommst, auf diese Reise lade ich Dich herzlich gerne ein.
Danke!
Ich blicke dankbar zurück auf all die wunderbaren Frauen und ihre Familien, die ich in den letzten Jahr als Fotografin begleiten durfte und bin erfüllt, wenn ich an all das gemeinsame Wachstum denke, dass passiert ist. Und ich freue mich, wenn ich die Familien, die den Weg mit mir begonnen haben, auch weiterhin begleiten kann. Und wenn neue Familien dazukommen, die genau das wollen, was mir am Herzen liegt: sich selbst und ihren Kindern ein Zeugnis zu schenken für das Wunder, das sie sind. Die ihren Kindern mit den Bildern sagen wollen: “Hey. Du bist perfekt so wie Du bist, weil Du Du bist. Ich stehe hinter Dir, egal was kommt. Du kannst auf mich zählen. Solange ich da bin – und darüber hinaus.”
PS: Danke an Jochen Heinis für die Bilder von mir. Es war eine ganz besondere Zeit voller leiser Hoffnung. Die Strand- und Meer-Fotos sind in Ericeira und Lourinha in Portugal im kreativen Spiel-Flow entstanden, die Portraits von mir auf der Collage kommen aus der Linse der wundervollen Münchner Fotografin Lingh Kor. Den Sprung ins Wasser gewagt hat mein Liebster an einem meiner Lieblingsorte: San Nazzaro im Tessin. Und die schöne Frau, die ihrer wahren Natur auch im Leben folgt, habe ich in Kapstadt kennengelernt – danke Kathrin, dass es zwischen uns gleich “geklickt” hat und die Verbindung auch jetzt noch lebendig ist.
Ich freu mich, wenn wir uns begegnen. Mit und ohne Kamera. Meine Coaching- und Beratungsangebote für Frauen findest Du auf www.andreamuehleck.com. Die Kindsköpfe sind gerade mein Spielplatz für kreative Angebote und unkonventionelles Branding für Frauen, die keine Lust mehr haben, nach den alten Regeln zu spielen und die der Sehnsucht folgen, sich selbst zu leben. Auf ihre Art. Um mit ihrer Essenz sicht- und spürbar zu sein und dadurch einen Unterschied zu machen. Für sich und andere.
